Deutsche werden im Schnitt immer reicher! Oder in Wahrheit immer ärmer?
Das Geldvermögen der Deutschen hat eine neue Rekordmarke geknackt. Die Bundesbürgerinnen und Bundesbürger sind im Schnitt so reich wie noch nie, aber der Schein trügt. Denn: Aufgrund der steigenden Inflationsraten sind sie in Wahrheit wesentlich ärmer.
Im Fußball hat es nicht geklappt, wohl aber im Sparen Deutschland wurde 2020 Europameister im Sparen zum achten Mal in Folge. 2021 könnte es mit dem Titel wieder klappen, denn das Geldvermögen der Deutschen hat erstmals die gigantische Summe von sieben Billionen Euro überschritten. Laut den Zahlen der Deutschen Bundesbank besaßen die Privathaushalte Ende März rund 7.143 Milliarden Euro. Das sind 192 Milliarden Euro mehr als Ende 2020.
Bargeld und Sichteinlagen auf Giro- und Tagesgeldkonten machen der Bundesbank zufolge mit gut 2.858 Milliarden Euro weiterhin den größten Posten aus, obwohl auch der Anteil an Investitionen in Aktien gestiegen ist. Laut einer Studie des Deutschen Aktieninstituts (DAI) engagierten sich im Corona-Jahr 2020 12,4 Millionen Menschen an der Börse. Das sind so viele wie zuletzt vor 20 Jahren. Anteile an Investmentfonds erfreuten sich ebenfalls zunehmender Beliebtheit. Rund 25 Milliarden Euro Anteile wurden gekauft und damit so viel wie nie zuvor.
Neuer Rekord! Sparquote lag 2020 bei 16,2 Prozent
Dass die Sparquote im Corona-Jahr nach oben geschossen ist, liegt unter anderem an den zahlreichen Beschränkungen im letzten Jahr. Reisen und Restaurantbesuche fielen aus, geschlossene Geschäfte minderten den Konsum. Hinzu kam, dass manch einer sich Sorgen um seinen Arbeitsplatz machte. Mangelnde Gelegenheiten zum Geld ausgeben sowie Zukunftsängste sorgten also dafür, dass mehr Geld zurückgelegt wurde — im Schnitt landeten von 100 verdienten Euro rund 16 Euro auf der hohen Kante.
Das ist natürlich grundsätzlich nichts Schlechtes. Allerdings machen sich viele Menschen zu wenig bewusst, dass Geld auf dem Sparbuch oder dem Festgeldkonto über die Inflationsrate schleichend enteignet wird.
Anders ausgedrückt: Wegen der Nullzinsen bleibt Ihr Geld auf dem Sparbuch in Summe gleich. Sie können sich jedoch für Ihr Geld immer weniger kaufen, weil die Preise steigen.
Dass die Summe auf Ihrem Sparbuch tatsächlich gleich bleibt, ist sogar nicht mehr unbedingt sicher, weil inzwischen 367 Banken und Sparkassen Strafzinsen verlangen. Das heißt: Deutsche Sparer werden gleich doppelt enteignet: zum einen über die Strafzinsen und zum anderen über die Inflation.
So gefährlich ist die Inflation
Im Dezember 2020 lag die Inflationsrate noch im negativen Bereich, im Juni wird sie voraussichtlich bei plus 2,3 Prozent liegen. Ob die Inflationsrate weiter steigen oder sich bei einem Wert von 2 Prozent einpendeln wird, ist ungewiss. Allerdings hat bereits eine Inflationsrate von 2 Prozent dramatische Auswirkungen auf Ihr Vermögen. 50.000 Euro hätten nach fünf Jahren nur noch einen Wert von 45.287 Euro. Würde die Inflationsrate auf 4 Prozent ansteigen, was durchaus möglich ist, würde Ihr Kaufkraftverlust bei 9.000 Euro liegen, nach zehn Jahren wären es 16.222 Euro.